3 Gründe, warum Züge Verspätungen haben

9. Mai 2025

Für viele Menschen in NRW ist der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) das Transportmittel der Wahl. Allein im Jahr 2023 wurden hier im Zugverkehr 10,6 Milliarden Personenkilometer zurückgelegt – deutschlandweit waren es sogar 59 Milliarden, ein Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Somit ist die Schiene das Herzstück der klimafreundlichen Mobilität. Umso mehr ärgern sich Kundinnen und Kunden, wenn es auf dem Weg zur Arbeit, in den Urlaub oder in der Freizeit zu Einschränkungen oder Ausfällen von Zügen kommt. Was sind die Gründe für Verspätungen? Und wie wird an Lösungen gearbeitet?

Infrastruktur

An vielen Stellen in NRW ist die Schieneninfrastruktur veraltet und störungsanfällig. Kommt es an einem Punkt zu einer Störung, etwa an einem Bahnübergang, hat dies weitreichende Auswirkungen auf das gesamte System SPNV. Der Lösungsansatz der DB InfraGO AG: Schnellerer und gezielterer Ausbau von Streckenabschnitten zu „Hochleistungskorridoren“Mehr und gezielte Investitionen in das zum Teil marode Schienennetz sollen den SPNV wieder verlässlich und bereit für eine klimafreundliche Mobilität der Zukunft machen. Insbesondere im Bereich der Digitalisierung der Leittechnik und Leitstellen gibt es hohen Nachholbedarf. Daher werden im Rahmen des Projekts „Digitale Schiene Deutschland“ zahlreiche Technologien umgesetzt, die für einen reibungslosen Ablauf im Betrieb sorgen sollen. Mit dem integrierten Leit- und Bediensystem (iLBS) wurde eine technische Plattform geschaffen, mit der es möglich sein soll, den Schienenverkehr zukünftig vollständig digital zu regeln. Unter anderem die Digitalisierung der Stellwerke (DSTW) wird den Verkehr auf der Schiene zuverlässiger und sicherer machen und zusätzliche Kapazitäten auf dem bestehenden Schienennetz schaffen. Weitergehende Perspektiven bietet die europaweite Standardisierung der technischen Schnittstellen zwischen Infrastruktur und Fahrzeugen durch das Europäische Zugbeeinflussungssystem (ETCS).

Zugausfall und Verspätung: Kundeninformationen Top oder Flop

Wie gelangen Informationen über Verspätungen und Ausfälle von der Schiene zum Fahrgast? Wie funktioniert die Datenübertragung an Apps, Infoscreens und Leitstellen? Und warum sind die Fahrgastinformationen teilweise unterschiedlich?

In unserer neuen mobiliTALK-Podcastfolge spricht Frederik Ley, Vorsitzender der Regionalleitung DB Regio NRW, über die Technik hinter Fahrgastinformationen, die Probleme, die Reisende teilweise antreffen, aber auch über die Lösungen, an denen die DB hierfür arbeitet. Jetzt anhören!

Personalmangel

Wie aktuell in vielen Branchen gibt es auch bei Eisenbahnverkehrsunternehmen, Aufgabenträgern und Netzbetreibern eine hohe Nachfrage an Fachkräften, die der Markt derzeit nicht decken kann. „Jeder kennt diese Durchsage am Bahnsteig: Die Fahrt der S-Bahnlinie XY muss wegen Personalmangel ausfallen. Damit muss so schnell wie möglich Schluss sein, denn fehlende Fachkräfte sind neben den unvermeidlichen Baustellen das größte Problem für den ÖPNV derzeit,“ forderte Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW, im September 2023. Entsprechend haben die Aufgabenträger und Nahverkehrsbahnen in NRW zusammen mit der Landesregierung finanzstarke Programme aufgelegt, mit denen sie gezielt neues Personal für Berufe im Öffentlichen Verkehr gewinnen wollen. Diese gemeinsame Kraftanstrengung trägt Früchte: Zwischen September 2023 und Dezember 2024 konnten in NRW 500 neue Lokführerinnen und Lokführer gewonnen werden, teilweise durch Quereinstieg, teilweise durch Neuausbildung.

Wettereinflüsse

Der Klimawandel stellt auch den schienengebundenen Verkehr vor ganz neue Herausforderungen. Extremereignisse und die Zunahme von Trockenheit, Hitze und Starkregen machen dem Schienenverkehr zu schaffen: So lässt sich für den Zeitraum von 2018 bis 2023 eine starke Zunahme witterungsbedingter Störungen an der Schieneninfrastruktur in NRW feststellen. Besonders signifikant dabei: der immer höhere Anteil an hitzebedingten Beeinträchtigungen. Wie sich Starkregen auf den SPNV auswirken kann, hat unter anderem die Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 auf dramatische Weise gezeigt. Starkregen und Überschwemmungen haben den SPNV in weiten Teilen NRWs und Rheinland-Pfalz komplett zum Erliegen gebracht. Es wurden Gleise unterspült, sowie technische Anlagen wie Stellwerke und Bahnhöfe teils schwer beschädigt. Das Einzige, was hilft: Vorsorge. So ist die ständige Verringerung des CO2-Ausstoßes die wichtigste Maßnahme, den Klimawandel mit all seinen Nachteilen einzudämmen. Daneben gibt es auch konkrete Maßnahmen, die witterungsbedingten Beeinträchtigungen vorbeugen sollen:

Durch regelmäßigeren Rückschnitt von Grün an den Gleisen und vegetationsfreie Zonen soll ein besserer Schutz vor Oberleitungsschäden durch bei Sturm umfallende Bäume etc. gewährleistet werden.

Um gezielter und schneller auf Unwetterereignisse reagieren zu können – bspw. um Gleise wieder frei zu räumen, tritt ein Stufenplan in Kraft, der die Organisation von Räumfahrzeugen, Technik und Mitarbeitenden regelt.

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