Betriebliches Mobilitätsmanagement – ein Gewinn für viele

14. Februar 2025

Ob Job-Ticket, Job-Rad, Fahrgemeinschaften, Elektroladesäulen oder Bonussysteme: Unternehmen haben zahlreiche Möglichkeiten, die Mobilität ihrer Mitarbeitenden einfach, flexibel, klimafreundlich und kosteneffizient zu gestalten. Hier setzt betriebliches Mobilitätsmanagement an. Die Vorteile sind vielfältig und reichen von Kosteneinsparungen über eine verbesserte Umweltbilanz bis hin zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit. In Nordrhein-Westfalen haben zahlreiche Unternehmen, die Mitglied im Bündnis für Mobilität sind, bereits erfolgreiche Projekte umgesetzt, die diese Vorteile eindrucksvoll demonstrieren.

Mehrere Ebenen mitdenken

Ganz allgemein versteht man unter Mobilitätsmanagement ein Instrument zur Beeinflussung der Verkehrsnachfrage im Personenverkehr. Ziel ist es, den Verkehr umwelt- und sozialverträglicher sowie effizienter zu gestalten. Mobilitätsmanagement wird in unterschiedlichen Handlungsfeldern angewandt und bezieht sich auf unterschiedliche Zielgruppen (z. B. Beschäftigte oder Standorte (Büro- oder Gewerbestandorte). Bei betrieblichem Mobilitätsmanagement geht es für Unternehmen unter anderem darum, die Anfahrtswege ihrer Mitarbeitenden sowie Kundinnen und Kunden mitzudenken und aktiv mitzugestalten.

Die Förderung und Verbesserung dieses Bereichs liegen auch im Interesse des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW. Um betriebliches Mobilitätsmanagement landesweit voranzutreiben, erweitern das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW, die Träger des Beratungsnetzwerks Zukunftsnetz Mobilität NRW und BEMO – das IHK-Netzwerk für Betriebliche Mobilität NRW, ihre Kooperation nun um den Westdeutschen Handwerkskammertag (WHKT). Florian Hartmann, Hauptgeschäftsführer des Westdeutschen Handwerkskammertag: „Die Mobilitätswende ist ein komplexer Prozess. Ihr Gelingen erfordert das Zusammenwirken unterschiedlicher Akteure. Daher freue ich mich, dass wir mit dieser Kooperationsvereinbarung die Grundlage für eine strukturierte Zusammenarbeit von Wirtschaftspartnern, Kommunen und Verkehrsträgern schaffen.“

Das Zukunftsnetz

Das Zukunftsnetz Mobilität NRW unterstützt Kommunen in Nordrhein-Westfalen bei der Entwicklung nachhaltiger Mobilitätsangebote. Mit kostenlosen Beratungsangeboten, Workshops und Aktionsmaterialien hilft das Netzwerk dabei, innovative Mobilitätskonzepte umzusetzen und die Mobilitätswende voranzutreiben. Aktuell sind 336 Kommunen im Land Mitglied. Getragen wird das Unterstützungsnetzwerk von den Verkehrsverbünden und Zweckverbänden Nahverkehr Westfalen-Lippe, Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und go.Rheinland. Bei go.Rheinland in Köln ist auch die landesweite Geschäftsstelle des Zukunftsnetz Mobilität NRW angesiedelt. Gefördert wird das Netzwerk vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen und der Unfallkasse NRW.

150 neue Mobilitätsmanagerinnen und -manager

Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr: „Das Zukunftsnetz Mobilität NRW berät und unterstützt bereits seit vielen Jahren Städte, Kreise und Gemeinden, nachhaltige Mobilitätsangebot zu entwickeln. Der Schulterschluss mit den IHKs und dem Handwerkskammertag ist konsequent. Er steht für ein gemeinsames Ziel: ein klimafreundliches und wirtschaftlich starkes Nordrhein-Westfalen." Dass die Bündelung von Ressourcen auf dieser Ebene funktioniert, zeigen auch die Zahlen. Durch diese Zusammenarbeit konnten bisher rund 150 betriebliche Mobilitätsmanagerinnen und -manager in ganz NRW ausgebildet werden. 

Diese Personen werden in der Entwicklung von Unternehmen eine immer größere Rolle spielen. Logistisches Denken auf der Ebene von Waren und Güter gehört schon lange zu den betrieblichen Prozessen. Erweitert man dieses Denken auf andere Bereiche, schlummert dort jede Menge Potenzial – nicht nur für das Unternehmen selbst, sondern auch für das Gebiet rund um den Standort. „Logistisches Denken wächst immer mehr im Bereich der Personenbeförderung, indem Unternehmen darüber nachdenken, wie sie ihre Mitarbeitenden zum Standort bekommen. Wenn man das für ein ganzes Gewerbegebiet denkt, ist das der Königsweg“, sagt Stefan Peltzer von der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund.

Wettbewerb Ways2Work 

Dass in Gewerbegebieten viel Potenzial für betriebliches Mobilitätsmanagement steckt, sieht auch Lisa Gauert vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW: „Wir müssen weg von Einzelfallbetrachtungen und die Synergieeffekte in solchen Gebieten nutzen.“ Das Ministerium hat deshalb einen Wettbewerb ausgerufen. Dabei konnten sich engagierte Unternehmen bewerben, die gemeinsam mit anderen Betrieben und ihren Kommunen neue und nachhaltige Mobilitätskonzepte für ihren Standort entwickeln. Unter der Überschrift „Ways2Work“werden kooperative Gemeinschaftsprojekte mit bis zu 80 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten bei Planung und Umsetzung von Mobilstationen, Fahrradwegen, ÖPNV-Angeboten und weiteren Mobilitätsmanagement-Maßnahmen unterstützt.

Eines der Projekte, das mit Hilfe des Wettbewerbs aktuell in der Umsetzungsphase steckt, liegt in Dortmund. Das Gebiet des Dortmunder Hafens ist an den Rändern durch den öffentlichen Nahverkehr erschlossen, viele Bereiche im Inneren und im Norden sind jedoch nur schwer mit Verkehrsträger des Umweltverbundes zu erreichen. 5.000 Angestellte in rund 160 Unternehmen wollen täglich ihren Arbeitsplatz am Hafen erreichen. Die Lösungsansätze sind vielfältig: Eine Fahrradachse und eine neue Buslinie sollen den Verkehr allgemein verbessern. Maßnahmen wie der Ausbau von Sharing-Angeboten zielen vor allem auf die sogenannte letzte Meile ab. Ein wesentlicher Faktor für eine nachhaltige Verbesserung der Infrastruktur und die konkrete Umsetzung der einzelnen Lösungsansätze ist der Aufbau eines überbetrieblichen und kooperativen Mobilitätsmanagements für das gesamte Gewerbegebiet.

Aktivierung ansässiger Unternehmen

So soll ein Netzwerkmanagement entstehen, das neben der Ansprache von Unternehmen auch fachliche Koordinierungsaufgaben und situationsspezifische Beratungen übernimmt. Mit der für das Projektgebiet zuständigen städtischen Tochter Hafen AG ist bereits ein zentraler Akteur mit der Umsetzung dieser Aufgaben betraut. Die Hafen AG hat im Wettbewerbsverlauf bereits großen Erfolg bei der Aktivierung ansässiger Unternehmen gezeigt.

„Für erfolgreiches betriebliches Mobilitätsmanagement muss man verstehen, wie die andere Seite tickt, also z. B. kommunale Ansprechpartner, und dann die richtigen Akteure zusammenbringen“, sagt Stefan Peltzer. Wie das funktionieren kann, zeigen neben Dortmund auch noch die Städte Datteln, Halle, Hamm, Herne, die Gemeinde Hövelhof und der Kreis Mettmann. Auch dort entstehen vielversprechende Projekte, die sich aktuell in der Umsetzung befinden und durch den Wettbewerb „Ways2Work“ gefördert werden. 

Weitere Beispiele für gelungenes Mobilitätsmanagement in NRW: 

Telekom MobilitySolutions steht für nachhaltige, flexible und garantierte Mobilität für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neben rund 23.000 Dienst- und Geschäftsfahrzeugen betreiben sie eine eigene Carsharing-Flotte, 8.000 Gehaltsumwandlungs-Fahrräder, einen Shuttle-Service On-Demand für rund 120.000 Personen jährlich sowie Mikromobilitäts-Angebote in Form von Pool-Bikes, Scooter und mehr. Telekom Mobility Solutions ist Partner des „Bündnis für Mobilität“.

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Jobwärts: In diesem Programm werden Arbeitgebende in der Region Bonn – Rhein-Sieg zur Mitarbeitenden-Mobilität beraten. Ziel ist es, möglichst viele Beschäftigte zum Umstieg auf nachhaltige Pendelmöglichkeiten wie Fahrrad, Busse oder Bahnen zu motivieren. Dabei bietet Jobwärts ein ganzheitliches Konzept an, das unter anderem Mobilitätsanalysen, Vernetzungstreffen und attraktive Mitarbeiteraktionen (wie Mobilitäts-Testwochen) beinhaltet.

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CO2MOVE unterstützt seit 2023 Unternehmen bei der Umsetzung umweltfreundlicher Mobilitätslösungen und hilft ihnen, ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Von der Analyse bis zur Integration setzen sie dabei auf maßgeschneiderte Lösungsansätze, die auf die Bedürfnisse des Unternehmens und dessen Mitarbeitenden abgestimmt sind. CO2MOVE ist Partner des „Bündnis für Mobilität“.

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Die Abiomed Europe GmbH baut ihr System für betriebliches Mobilitätsmanagement auf drei Säulen auf: Verbesserung der Infrastruktur für E-Mobilität, Stärkung des ÖPNV durch kostenlose Jobtickets für alle Mitarbeitenden sowie Leasingangebote für Job-Fahrräder. Zudem hat das Aachener Unternehmen ein eigenes Parkhaus gebaut, das neben 50 öffentlichen Stellplätzen 32 Ladepunkte für E-Autos, 50 Ladestellen für E-Bikes sowie 20 Ladestationen für E-Roller aufweist. Bei regelmäßigen Mobilitätswochen werden die rund 800 Mitarbeitenden zudem über die verschiedenen Möglichkeiten der Verkehrsnutzung informiert.

Panel zum Thema

Die Beispiele aus Nordrhein-Westfalen zeigen eindrucksvoll, wie betriebliches Mobilitätsmanagement nicht nur zur Kostensenkung und zur Verbesserung der Umweltbilanz beiträgt, sondern auch die Zufriedenheit und das Engagement der Mitarbeitenden steigert. Unternehmen, die nachhaltige Mobilitätslösungen anbieten, verbessern zudem ihr Image und können sich als attraktive Arbeitgeber positionieren.

Wer auch in seinem Unternehmen betriebliches Management vorantreiben möchte, kann sich sowohl beim IHK-Netzwerkbüro BEMO, beim MobilityHub Handwerk NRW sowie auch auf kommunaler Ebene vom Zukunftsnetz Mobilität NRW beraten lassen. 

 

© Titelbild: ZNM | Smilla Dankert

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