Digitalisierungsoffensive: Gemeinsam für smarte Mobilität
25. Juni 2025
Ein wichtiger Baustein für die Zukunft des ÖPNVs in Nordrhein-Westfalen ist die Digitalisierung. Immer mehr Prozesse, wie das Kaufen eines Tickets oder das Freischalten eines E-Rollers, funktionieren digital. Projekte für moderne Mobilitätslösungen gibt es viele – wie aber gelingt es, diese Lösungen zusammenzuführen?
Um Themen und Projekte rund um die Digitalisierung im ÖPNV landesweit zu bündeln, haben sich 2017 das Land NRW, Verbünde, Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger zur ÖPNV-Digitalisierungsoffensive NRW zusammengeschlossen. Viele dieser Partner gehören auch dem Bündnis für Mobilität NRW an. Es geht vor allem darum, die Digitalisierung des ÖPNV in NRW in einer Vielzahl von Projekten voranzutreiben. 2025 wurde durch das Unterzeichnen einer Absichtserklärung die Bereitschaft, die Digitalisierung im ÖPNV weiter voranzutreiben, erneuert. Ziel ist es, eine moderne, einheitliche und durchgängige Informations- und Dienstleistungsgesellschaft zu schaffen, die den NRW-Reisenden mit Bus und Bahn eine einfache, multimodale und barrierefreie Mobilität ermöglicht. Die Offensive gliedert sich in sechs zentrale Handlungsfelder:
Ein Blick auf positive Beispiele
Alle Menschen, insbesondere mobilitätseingeschränkte Personen, sollen den ÖPNV eigenständig nutzen können. Dazu ist es notwendig, physische, digitale oder informationelle Grenzen abzubauen und sicherzustellen, dass jeder Fahrgast problemlos zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln wechseln kann. Eine enge Integration barrierefreier Schnittstellen in multimodale Verkehrssysteme ist dafür notwendig und deshalb ein wichtiger Teil dieses Handlungsfeldes.
Mit der Verbesserung der Zugänglichkeit des ÖPNV wird öffentliche Mobilität inklusiver und zukunftsfähiger, sodass alle Fahrgäste von der Mobilitätswende profitieren können.
Eine hohe Qualität und Verfügbarkeit von (Echtzeit-)Informationen ist für eine verlässliche Reiseplanung im ÖPNV entscheidend. Dazu gehören unter anderem Störungs- und Verfügbarkeitsinformationen, alternative Routen sowie Echtzeit-Updates zu Verspätungen. Die Konsistenz und Aktualität der Daten sind grundlegende Anforderungen für intermodale Reiseketten und Barrierefreiheit. Eine kontinuierliche Sicher- und Bereitstellung von Rohdaten im benötigten Format und Qualität sowie die Verwertung von Daten in Echtzeit erfordert eine enge Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure im ÖPNV.
Ziel dieses Handlungsfeldes ist es, konsistente, aktuelle und detaillierte Daten bereitzustellen, damit Fahrgäste ihre Reisen optimal planen und flexibel auf Änderungen reagieren können.
Die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten für den Ticketvertrieb im ÖPNV. Fahrgäste erwarten einen einfachen Zugang und nutzerfreundliche Systeme. Dafür sind flexible und digitale Vertriebslösungen erforderlich, die für alle Nutzergruppen einfach zugänglich sind und die landesweite Tarifstrategie unterstützen. Physische und digitale Vertriebskanäle müssen optimal kombiniert werden, sodass Fahrgäste die bequemste Methode wählen können – sei es über mobile Apps, Online-Plattformen oder Ticketautomaten an Bahnhöfen. Kurzfristig besteht das Ziel darin, einen bargeldlosen Vertrieb flächendeckend zur Verfügung zu stellen.
Um Effizienz, Wirtschaftlichkeit und die Interoperabilität im Zuge des Deutschlandtickets sicherzustellen, müssen Vertriebs- und Kontrollstrukturen vereinfacht und vereinheitlicht werden. Eine stärkere Zentralisierung und Standardisierung könnten zudem den Fachkräftemangel abfedern.
Neue Technologien wie künstliche Intelligenz in der Fahrgastberatung oder ein deutschlandweites Account-Based-Ticketing-Vertriebssystem tragen ebenfalls zur Weiterentwicklung des zukünftigen Vertriebs bei.
Die Erfassung, Auswertung und Berücksichtigung von Kundenbedürfnissen sind entscheidend, um das zukünftige Mobilitätsangebot nutzerorientiert zu gestalten und somit die Attraktivität des ÖPNV zu steigern. Dabei stellen Fahrgäste vielfältige und teils ambivalente Ansprüche an den ÖPNV – von Barrierefreiheit und verlässlicher Fahrgastinformation bis hin zum einfachen Erwerb von Tickets sowie der Nutzung von Mobilitätsdienstleistungen.
Während die technischen Systeme von einer Vereinheitlichung profitieren, erfordert die Nutzerperspektive flexible Lösungen. Die Anforderungen an den ÖPNV sind heterogen, eine starre „One-size-fits-all“-Strategie reicht nicht aus. Ziel ist es, Kundenbedürfnisse kontinuierlich zu erfassen, auszuwerten und in konkrete Maßnahmen zu überführen, um die Mobilität in NRW bedarfsgerechter zu gestalten.
Die Modernisierung und Digitalisierung der internen Systeme im ÖPNV ist für eine effiziente und zuverlässige Betriebsführung entscheidend. In diesem Handlungsfeld steht die Optimierung sowie die Reduzierung der Vielfalt an Betriebs- und Verwaltungssystemen und unterschiedlichen Standards in der ÖPNV-Landschaft im Vordergrund, um die Effizienz und Zuverlässigkeit des Betriebs zu erhöhen. Das Ziel ist die Schaffung einer nachhaltigen und effektiven Systemlandschaft, die Ausfallsicherheiten, Wettbewerb und Innovation fördert.
Moderne digitale Leit- und Steuerungssysteme ermöglichen eine Echtzeitüberwachung des ÖPNV und erlauben eine flexible Anpassung bei Störungen oder ungeplanten Ereignissen. Diese Systeme sind darauf ausgelegt, den ÖPNV-Betrieb flexibler und reaktionsschneller zu gestalten und die Nutzerfreundlichkeit des ÖPNV zu steigern. Auch im Bereich der IT-Sicherheit sind hohe Standards erforderlich, um die sensiblen Fahrgast- und Betriebsdaten zu schützen. Eine Standardisierung der Systeme führt zu einer Erhöhung der Datenqualität. Das unterstützt die Möglichkeiten, multi- und intermodale Reiseketten – und somit Fahrten mit ÖPNV, Fahrrad, Auto, E-Scooter und weiteren Mobilitätsangeboten zu kombinieren – anzubieten und zu nutzen.
Nordrhein-Westfalen ist kulturell und wirtschaftlich eng mit den Niederlanden und Belgien sowie den angrenzenden Bundesländern verbunden. Ein leistungsfähiges grenzüberschreitendes ÖPNV-Angebot stärkt diese Beziehungen und erleichtert Pendler-, Studierenden- und Freizeitverkehre. In städtisch verdichteten Grenzregionen wie Aachen, Venlo oder Enschede bestehen attraktive Verbindungen per Bahn, Regional- oder auch Stadtbuslinien.
Dennoch bestehen Barrieren in der Fahrgastinformation und im Ticketvertrieb. Oft fehlen Hinweise auf grenzüberschreitende Linien und es sind separate Tickets für die Fahrten über die Grenze erforderlich.
Das Projekt „easyConnect“ der ÖPNV-Digitalisierungsoffensive NRW zeigt, wie die Interoperabilität bestehender Systeme verbessert und multimodale Mobilitätsangebote integriert werden können. Ziel ist es, den Leitlinien von Initiativen wie dem European Travelers Club zu folgen, sodass ineinandergreifende Mobilität mit Ticketing in ganz Europa möglich wird.
Starke Zusammenarbeit
Die ÖPNV-Digitalisierungsoffensive NRW zeigt, wie durch die Zusammenarbeit verschiedener Akteursgruppen innovative Lösungen wie der landesweite eTarif eezy.nrw oder das grenzüberschreitende Ticketing über easyConnect möglich wurden – und damit ein digital vernetzter ÖPNV entsteht, der Reiseketten vereinfacht, Barrieren abbaut und Daten intelligent nutzt. Das Bündnis für Mobilität NRW spielt dabei eine zentrale Rolle, indem es die Digitalisierung sowie Unternehmen aus der Branche aktiv unterstützt und fördert. Mit der Vielzahl an Digitalisierungsprojekten werden die Voraussetzungen für zukunftsfähige Mobilitätslösungen in NRW geschaffen – und somit wird der Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr deutlich attraktiver.