Vorstellung der Klimabilanz – das Potenzial des SPNV

16. Mai 2025

Wie groß ist der Beitrag des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) zum Klimaschutz in Nordrhein-Westfalen – und was braucht es, damit die Schiene ihr volles Potenzial entfalten kann? Diese Fragen standen im Zentrum der Fachveranstaltung „Faktencheck SPNV: Ausbau stärken. Klima schützen“, die am 13. Mai 2025 im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr (MUNV) in Düsseldorf stattfand. Rund 70 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verkehrsunternehmen und Aufgabenträgerschaften kamen auf Einladung der Brancheninitiative Fokus Bahn und des Bündnis für Mobilität zusammen, um über die Zukunft des SPNV und damit verbundene Lösungen für den Klimaschutz zu diskutieren.

Infrastruktur

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die neue SPNV Klimabilanz NRW – eine bundesweit bislang einmalige Studie, deren Ergebnisse auch auf dem SPNV-Klimaboard zu lesen sind. Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie (WI)hat in Kooperation mit dem Kompetenzcenter Integraler Taktfahrplan NRW (KC ITF) sowie Fokus Bahn erstmals umfassend untersucht, wie viele CO2-Emissionen durch den SPNV ausgestoßen werden – wie dies im Vergleich zum Straßenverkehr in NRW steht und welches zusätzliche Klimaschutzpotenzial durch einen Ausbau des Angebots gehoben werden könnte.

Wer dem Klimawandel langfristig begegnen will, muss jetzt handeln. Das gilt insbesondere für den Verkehrssektor. Die Bahnbranche in NRW übernimmt hier Verantwortung. Ziel der Klimabilanz ist es, den Beitrag und die Potenziale des SPNVs zum Klimaschutz zu ermitteln und darzustellen.

Viktor Haase Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW

Die Ergebnisse sind eindeutig: Schon heute spart der SPNV im Vergleich zum motorisierten Individualverkehr erhebliche Mengen CO2 ein. Mit dem geplanten Zielnetz 2040, das unter anderem ein dichteres Taktangebot, mehr Linien und eine bessere Verknüpfung mit anderen Verkehrsträgern beinhaltet, könnte diese Einsparungen noch steigen – vor allem auch durch die steigende Zahl der Personenkilometer auf der Schiene, iner damit verbundenen Abnahme der Kilometer im Straßenverkehr und der parallel laufenden Elektrifizierung der Schiene mit zunehmende erneuerbarer Energie. 

Die Klimabilanz gibt uns die Möglichkeit, die Klimawirkung der Verkehrsmittel zu vergleichen. Hier sieht man, dass der SPNV wesentlich klimaschonender ist als etwa der Pkw-Verkehr und welchen Klimavorteil elektrisch angetriebene Züge gegenüber Dieselantrieben haben.

Thorsten Koska Co-Leiter des Forschungsbereichs Mobilität und Verkehrspolitik am Wuppertal Institut
Eine einmalige Studie

Die SPNV-Klimabilanz auf einen Blick: Auf dem SPNV-Klimaboard finden Sie alle Zahlen und spannenden Ergebnisse. 

Vom Plan zur Realität: Was jetzt getan werden muss

Doch wie gelingt der Sprung von der Theorie zur Praxis, also zur konkreten Umsetzung? In der Diskussion wurde schnell klar: Der Wille allein reicht nicht aus. Mehrere Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um die Zielnetzplanungen Wirklichkeit werden zu lassen. Dazu wurden im Rahmen der Veranstaltung folgende Handlungsempfehlungen diskutiert:

  • Verlässliche Finanzierung des Ausbaus,
  • Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren,
  • moderne Vertragsmodelle, die Innovation und Flexibilität ermöglichen,
  • stabile Partnerschaften zwischen allen Beteiligten,
  • Verknüpfungen von On-Demand Lösungen. Priorisierung der Schiene als klimafreundlichstem Verkehrsträger im Alltag vieler Menschen.

Die Planung und die Umsetzung von Infrastrukturprojekten im SPNV sind äußerst komplex und ohne eine enge Abstimmung aller Beteiligten nicht möglich. Die dafür notwendige enge Zusammenarbeit ist auch heute gelebte Praxis.

Marcel Winter Programmleiter Fokus Bahn / Geschäftsführer Go. Rheinland

Entschlossenes Handeln

Die SPNV-Klimabilanz zeigt deutlich: Der Nahverkehr auf der Schiene ist ein zentraler Baustein für klimafreundliche Mobilität und bietet ein großes Entwicklungspotenzial beim Thema CO2-Einsparungen. Um dieses zu nutzen, braucht es entschlossenes Handeln auf allen Ebenen. Die Diskussionsveranstaltung im MUNV war ein weiterer Schritt, wichtige Akteure zu vernetzen und konkrete Handlungsempfehlungen in die entscheidenden Bereiche zu tragen. 

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