Die Anfänge des Verkehrsprojekts
Die fehlenden Ortsumgehungen stellen für die Wittgensteiner Unternehmen, darunter viele produzierende Betriebe, echte Standort- und Wettbewerbsnachteile dar: Die Fahrtzeiten sind zu lang, die Transportkosten zu hoch, den dringend benötigten Fachkräften sind die Unternehmen zu abgelegen. Erste Firmen haben die Konsequenzen gezogen und Produktionen an andere Standorte, auch außerhalb des Landes, verlegt oder neue Niederlassungen in anderen Teilen Deutschlands gegründet. Die Pendler verbringen viel Zeit in ihren Fahrzeugen und büßen so Lebensqualität ein. Anwohner in den Ortslagen klagen über Lärm, Abgase und gefährliche Situationen für spielende Kinder und Fußgänger.
2010 haben sich Unternehmer und Arbeitnehmer zusammengeschlossen, um ein Jahr später den Verein Route 57 ins Leben zu rufen. Gemeinsam ist es innerhalb kürzester Zeit gelungen, 16.500 Unterstützungsunterschriften für das Verkehrsprojekt zu sammeln. Tausende Menschen bekennen sich zur Route 57, indem sie den entsprechenden Aufkleber auf ihrem Auto anbringen. Mit unterschiedlichsten Aktionen, darunter Kinowerbung, Lkw-Werbung und Autokorsos, wirbt der Verein seither unermüdlich für das Projekt.

Gespräche mit politischen Entscheidern
Nachdem die Ortsumgehungskette im Entwurf zum aktuellen Bundesverkehrswegeplan nicht enthalten war, gelang es der Region mit einer massiven Öffentlichkeitsarbeit und durch viele Gespräche in Arnsberg, Düsseldorf und Berlin, deutlich zu machen, wie dringend die Route 57 ist. Großen Einfluss hatten die vielen Briefe heimischer Unternehmer an die politischen Entscheider in Land und Bund. Am Ende konnte die Ortsumgehungskette in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes gehoben werden. Christian F. Kocherscheidt, Vorsitzender des Vereins Route 57: „Es war wichtig, dass wir eine ehrenamtliche Plattform hatten, die an keine Institution angehängt ist und von der die Aktivitäten koordiniert werden konnten. Hier flossen die Informationen über anstehende Gespräche und Aktionen zusammen und konnten so aufeinander abgestimmt werden.“

Planung und Bau der Route 57
Seitdem plant der Landesbetrieb Straßenbau NRW intensiv für die Route 57. Bis 2030 sollen sichtbare Fortschritte in allen Ortsumgehungen erreicht sein. Zudem wird im Abschnitt zwischen Lützel und Erndtebrück ein Bahnübergang beseitigt und eine zusätzliche Überholspur eingerichtet. Der Erfolg im Bundesverkehrswegeplan führte dazu, dass die Arbeit auf eine neue Grundlage gestellt wurde. Es geht fortan nicht mehr darum, sich mit einer Kampagne „Gehör zu verschaffen“. „Jetzt heißt es, frühzeitig über Planungs- und Baufortschritte zu informieren, damit Beteiligung überhaupt erst möglich wird. Zudem werden so Konflikte schneller sichtbar und können schon im Vorfeld ausgeräumt werden“, erklärt Hans-Peter Langer, Geschäftsführer der IHK Siegen. In einem projektbegleitenden Beirat kommen regelmäßig Bürgermeister und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften, Verwaltung, Bildung, Wissenschaft, Vereinen und Initiativen zusammen. Sie informieren sich aus erster Hand bei den verantwortlichen Planern von Straßen.NRW über die Fortschritte. Auf diese Weise wird ein einheitlicher Kenntnisstand gewährleistet
Außerdem wurde die Internetpräsenz www.route57.info vollständig überarbeitet und von einer Kampagnenseite in ein Informationsportal umgewandelt, in dem Interessierte alles Wissenswerte über dieses Projekt finden. Neben aktuellen Nachrichten finden sich dort unter anderem eine Infothek mit einem Archiv und ein Newsletter-Angebot.