Mobilitätspreis.NRW: Prof. Dr. Ani Melkonyan-Gottschalk
22. November 2023
Mit dem Mobilitätspreis.NRW prämiert das Bündnis für Mobilität im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW in diesem Jahr erstmalig innovative Mobilitätsprojekte aus und für Nordrhein-Westfalen. Welche der eingereichten Projekte in die Finalrunde kommen, legt eine Fachjury fest: Eine der Expertinnen der Jury ist Prof. Dr. Ani Melkonyan-Gottschalk, Geschäftsführerin des Zentrums für Logistik und Verkehr, Universität Duisburg-Essen. Ein Gespräch über den Mobilitätspreis.NRW.
Der Mobilitätspreis.NRW wird in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben. Warum ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um so einen Preis ins Leben zu rufen?
Prof. Dr. Ani Melkonyan-Gottschalk: Die Art und Weise, wie sich Menschen und Güter bewegen, ändert sich grundlegend. Neue Technologien wie Autonomes Fahren und Elektromobilität sowie der demografische Wandel und das veränderte Verhalten von Konsumenten, Ressourcenknappheit, Fachkräftemangel, Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft und wachsender Internethandel machen Mobilitätssysteme dynamisch. Dabei brechen klassische Marktgrenzen auf. Angebote wie On-Demand-Verkehr, Ridepooling oder Carsharing bedienen den stetig steigenden Mobilitätsbedarf. Hinzu kommt die Tatsache, dass der Logistik- und Mobilitätssektor immer noch einer der größten Verursacher des Klimawandels ist: Denn der Verkehrssektor mit einem Anteil von mehr als 20 Prozent bleibt der größte CO2-Emittent Deutschlands.
In einem Satz zusammengefasst: Was macht den Mobilitätspreis.NRW aus Ihrer Sicht besonders?
Prof. Dr. Ani Melkonyan-Gottschalk: Der Preis motiviert Unternehmen und Wissenschaft, mit innovativen Lösungen sichtbar in der Region zu werden und mit einem guten Beispiel die Transformation in der Logistikbranche vorantreiben.
Prof. Dr. Ani Melkonyan-Gottschalk ist seit Oktober 2019 Geschäftsführerin des Zentrums für Logistik und Verkehr an der Universität Duisburg-Essen. Sie befasst sich u. a. mit nachhaltigen Strategien für Mobilitäts- und Logistiksysteme sowie für regionale und globale Lieferketten.
Was hat Sie dazu bewegt, einen Platz in der Jury anzunehmen?
Prof. Dr. Ani Melkonyan-Gottschalk: Mit der Metropole Ruhrgebiet ist NRW eine der wichtigsten Logistik- und Mobilitätsachsen Deutschlands. Die Infrastruktur Nordrhein-Westfalens mit dem dichten Netzwerk an Autobahnen, Eisenbahnlinien, zwei internationalen Flughäfen sowie mit dem größten Binnenhafen der Welt in Duisburg bietet unschlagbare Möglichkeiten für Unternehmen, sich in der Region niederzulassen. Zudem müssen die Unternehmen sich auf den innovativen Transformationsweg begeben, um die aktuellen Herausforderungen (wie Disruptionen in der Logistikbranche) zu meistern. Zusammen mit der Wissenschaft aus der Region, die gewaltige Logistik-Kompetenz mit sich bringt, kann die Transformation gelingen.
In der Jury lerne ich innovative Lösungen kennen und habe die Gelegenheit, diese mit Blick auf deren ganzheitliche Nachhaltigkeit zu bewerten, dabei die systemische Sicht einzubringen und die möglichen Rebound-Effekte kritisch zu hinterfragen.
Worauf achten Sie bei den eingereichten Projekten? Was sollte ein Projekt mitbringen, um sich für die Auszeichnung mit dem Mobilitätspreis.NRW zu qualifizieren?
Prof. Dr. Ani Melkonyan-Gottschalk: Wichtig ist nicht nur eine lokale Innovation, sondern auch eine nachhaltige Lösung, die international auch noch nicht bekannt ist. Der gesellschaftliche Impact sollte groß sein und nicht nur auf die CO2-Reduzierung zielen: Auch Aspekte wie soziale Nachhaltigkeit, Flächennutzung und Kundenakzeptanz sollen mitgedacht werden. Zudem muss ein ganzheitliches Logistik- und Mobilitätssystem betrachtet und sichergestellt werden, dass eine nachhaltige Implementierung der Lösung möglich ist.