Fahrgemeinschaften fürs Klima
14. Dezember 2023
Auf dem Weg zur Arbeit steigt ein Großteil der Menschen in NRW tagtäglich ins eigene Auto – durchschnittlich ist ein Pkw im Pendelverkehr jedoch nur mit 1,2 Personen besetzt. Die Folge sind überlastete Straßen, Staus in den Städten und ein hoher CO2-Ausstoß. Statt komplett auf das Auto zu verzichten, können Fahrgemeinschaften Abhilfe schaffen. In diesem Blog-Beitrag sind einige Beispiele aus NRW dargestellt, zudem zeigt ein Blick über die Landesgrenzen nach Frankreich, wie dort gemeinschaftliches Fahren gefördert wird.
Bonns Vorzeigeprojekt für Pendler*innen
Eine in NRW bislang einzigartige Kooperation der SWB Bus und Bahn mit goFLUX Mobility in Bonn zeigt, wie sich Pendelgemeinschaften im Zusammenspiel mit dem ÖPNV umsetzen lassen. goFlux ist eine Mitfahr-App der besonderen Art. „Es geht bei unserem Service wirklich um Fahrgemeinschaften für Berufspendler. Das heißt, ein Großteil unserer Fahrten findet morgens und abends in der Rushhour statt und verbindet in der Regel die eher ländlichen Randgebiete, in Bonn ist es der Rhein-Sieg-Kreis, mit den Zentren – dort, wo die Menschen arbeiten“, beschreibt goFLUX-CEO Wolfram Uerlich die App, die von verschiedenen ÖPNV-Partner*innen und Unternehmen in der ehemaligen Hauptstadt unterstützt wird. Die Innovation der Kooperation mit SWB Bus und Bahn ist, dass die App in den ÖPNV integriert wird. Das bedeutet beispielsweise, dass Deutschlandticket-Kund*innen in Bonn die Fahrgemeinschaften ohne Aufpreis nutzen können. Anja Wenmakers, Geschäftsführerin der SWB Bus und Bahn, erklärt: „Wenn wir eine Mobilitätswende wollen, können wir weggehen vom klassischen ÖPNV, hin zu geteilter Mobilität, und es den Menschen so einfach wie möglich machen, dies anzuwenden.“
Dank Mitfahrbänken ans Ziel
Eine weitere Maßnahme für geteilte Fahrten, die vor allem im ländlichen Raum umgesetzt wird, sind Mitfahrbänke: Über eine Tafel neben der Bank lässt sich das gewünschte Ziel anzeigen, sodass vorbeikommende Autofahrende spontan entscheiden können, ob sie anhalten und die auf der Bank sitzende Person mitnehmen möchten. Üblicherweise entstehen die Fahrgemeinschaften auf Vertrauensbasis – wer nicht bei der ersten Person einsteigen möchte, wartet, bis das nächste Auto vorbeikommt. So gelangt man auch in Gebieten, in denen der ÖPNV eher schwach ausgebaut ist, ohne eigenes Auto klimafreundlich von A nach B. Im Rheinisch-Bergischen-Kreis wurden seit 2018 über 40 Mitfahrbänke aufgestellt, auch in der Eifel ist das Angebot in mehreren Städten ausgebaut.
Nordrhein-Westfalen fördert Fahrgemeinschaften
Eine für alle Nutzer*innen kostenlose Mitfahrbörse bietet das Pendlerportal. Nach einer kurzen Registrierung können sowohl regelmäßige als auch einmalige Fahrgemeinschaften deutschlandweit auf der Website oder über die App gefunden werden, wodurch sich die Fahrtkosten und der CO2-Ausstoß verringern lassen. Dies ist besonders für NRW von Bedeutung: Mit einer täglichen Verkehrsbelastung von rund 61.000 Fahrzeugen auf den Autobahnen liegt NRW mit 22 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Seit 2014 arbeitet deshalb der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) mit dem Pendlerportal zusammen und verknüpft auf diesem Wege Fahrgemeinschaften mit dem Angebot des ÖPNV – für ein lückenloses und klimafreundliches Pendeln. Die Landesverwaltung NRW hat diese Chance erkannt und die Nutzung für alle Beschäftigten ermöglicht.
Maßnahmen, wie Frankreich Fahrgemeinschaften fördert
Europäischer Vorreiter in Bezug auf Fahrgemeinschaften ist Frankreich. Die nachhaltige Mobilitätspauschale („Forfait mobilités durables“), welche bereits seit dem Jahr 2019 greift, ermöglicht es Arbeitgeber*innen, Mitarbeitenden einen steuerfreien Zuschuss für nachhaltige Mobilität, unter anderem auch Fahrgemeinschaften, auszuzahlen.
Seit etwa eineinhalb Jahren müssen sieben Prozent der Automobil-Werbefläche bzw. -zeit genutzt werden, um auf verschiedene Formen der nachhaltigen Mobilität hinzuweisen. Die Slogans sollen Menschen motivieren, umweltbewusster mobil zu sein, und machen mit „Denken Sie an Fahrgemeinschaften“ auch auf diese aufmerksam.
Autofahrende, die sich auf einer Mitfahr-Plattform anmelden und in einem Zeitraum von drei Monaten zehnmal Mitfahrende miteinsteigen lassen, bekommen 100 Euro ausgezahlt. Durch die finanzielle Förderung sollen die derzeit 900.000 verbuchten Fahrten pro Monat auf drei Millionen gesteigert werden. Dadurch sollen rund 4,5 Millionen Tonnen CO2 im Jahr eingespart werden.
Aber auch Mitfahrende werden vom Staat unterstützt: Mit einem ÖPNV-Jahresabo ist die kostenlose Fahrt zweimal pro Tag möglich. Dieses Angebot passt sich zudem an die Verkehrslage an. Sollte die Schadstoffbelastung erhöht sein oder es größere Verkehrsstörungen geben, werden mehr kostenlose Mitfahrten angeboten.
Eine weiße Raute auf blauem Grund ist das Zeichen, das mittlerweile einige Fahrspuren in Frankreich kennzeichnet. Diese sind ausschließlich Fahrgemeinschaften vorbehalten. Im Auto müssen also mindestens zwei Personen sitzen, was mittels Radar kontrolliert wird. Eingeschlossen sind dabei auch Taxen, öffentliche Verkehrsmittel und Fahrzeuge, die eine grüne, französische Umweltplakette haben. Diese Regelung existiert bereits in Straßburg, Lyon oder Grenoble – und wird nun flächendeckend im gesamten Land, vor allem innerorts, eingeführt.