Lieferungen per Drohne: Technik der Zukunft?
26. Oktober 2023
Sind die unbemannten Flugobjekte nur Zukunftsmusik oder schon bald Realität?
Schöne neue Welt?
Drohnen ermöglichen eine schnelle, effiziente, kostengünstige und klimafreundlichere Lieferung für Spezialfälle. Die dafür nötige Technologie befindet sich derzeit in der Entwicklung – auch in NRW. Im Folgenden ein paar Beispiele:
- Das Unternehmen FlyXdrive hat mit seiner Drohne jüngst einen Testflug vom niederländischen Heerlen zur Uniklinik RWTH Aachen absolviert. Der Flug dauerte gerade mal 15 Minuten und wurde in jeder Hinsicht als erfolgreich bewertet. Im Fokus des Unternehmens steht die Unterstützung von Notfall- und Rettungsdiensten – etwa durch den Drohnentransport dringender medizinischer Güter.
- Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik in Dortmund forscht derweil an einem zuverlässigen System, mit dem Drohnen ihre Fracht eigenständig erkennen und greifen können.
- Die Deutsche Telekom lieferte der Fachhochschule Südwestfalen für das Forschungsprojekt „Drone4Parcel5G“ ein 5G-Campus-Netz, um ein neues System zur Planungs- und Bewegungssteuerung der Drohnen zu testen.
Herausforderungen in der Umsetzung
Eine flächendeckende Umsetzung für den Lieferverkehr mit Drohnen gibt es aktuell jedoch nicht. Denn den technischen Möglichkeiten stehen Herausforderungen in der Ausweitung von Drohnenanwendungen gegenüber. Allen voran die Fragen der Zulassungen und Reglementierungen dieser neuen Nutzung des Luftraums. Regulierungsbehörden für die Luftfahrt (z. B. EASA für EU und Luftfahr-Bundesamt in Deutschland) müssen sich auf die neuen Anforderungen einstellen. Denn um für die erforderliche Sicherheit zu sorgen und das Unfallrisiko zu senken, gilt es, zahlreiche Anforderungen zu beachten. Dazu gehört etwa die Entwicklung spezieller Drohnenkorridore, der Aufbau einer Infrastruktur für Starts und Landungen sowie die Festlegung von Vorschriften für einen sicheren Betrieb. Schließlich ist der Luftraum – gerade in Städten – begrenzt, was Herausforderungen an Flugplanung und Risikoabschätzung mit sich bringt.
Während Drohnenflüge im Sichtbereich des Fernpiloten gegenwärtig bereits ohne administrativen Aufwand möglich sind, setzt der Betrieb ohne direkte Sicht (beyond visual line of sight operation, BVLOS) zumindest spezifische Betriebsgenehmigungen voraus. Ein effizienter Lieferverkehr erscheint hierbei ohne die Einrichtung sog. U-Spaces nicht durchführbar. Auf EU-Ebene ist der Rechtsrahmen für den U-Space bereits Anfang dieses Jahres in Kraft getreten. Auf nationaler Ebene will das Bundesministerium für Digitales und Verkehr noch in diesem Jahr durch Vorlage eines Gesetzes für den U-Space die rechtlichen Grundlagen für den koordinierten Betrieb von unbemannten Luftfahrzeugen in ausgewiesenen Lufträumen schaffen. U-Space meint hierbei nicht den Luftraum für Drohnen selbst, sondern ein Zusammenspiel von Diensten und Verfahren zur Unterstützung eines sicheren, effizienten und verlässlichen Zugangs für alle Verkehrsteilnehmer zum Luftraum.
Vereinfacht ausgedrückt, dienen diese Dienstleistungen der kontinuierlichen elektronischen Erkennbarkeit von bemannten und unbemannten Luftfahrzeugen im U-Space sowie der Umsetzung der erforderlichen Sicherheits- und Verkehrsmanagementmaßnahmen. Der beabsichtigte Betrieb und die Nutzung des Luftraumes darf nicht zu einer Gefahr für die Sicherheit des Luftverkehrs oder zu einer Gefahr für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung, insbesondere zu einer Verletzung der Vorschriften über den Datenschutz und über den Natur- und Umweltschutz, führen. Auch ist der Schutz vor Fluglärm angemessen zu berücksichtigen.
Alternative Einsatzmöglichkeiten
Lieferungen per Drohnen sind vor allem dann sinnvoll und zum Teil schon gelebte Praxis, wenn es in schwer erreichbaren Regionen geht, der Luftraum nicht begrenzt ist und wenn kleine und eilige Produkte wie Medikamente ausgeliefert werden müssen.
So werden in Ruanda beispielsweise, wo 83 Prozent der Bevölkerung in ländlichen Gebieten leben, Drohnen zum Transport von Blutkonserven genutzt, der auf dem Landweg deutlich länger brauchen würde. Der Testflug von FlyXdrive galt ebenfalls gezielt dem Ausloten der Möglichkeiten von eiligen Medikamententransporten. Auch bei Rettungseinsätzen nach Katastrophenfällen wie Erdbeben oder Überflutungen, bei denen Verkehrswege beeinträchtigt werden, ergibt ein Transport von Hilfsgütern per Drohne Sinn.
Eilige Medikamente könnte die Drohne bringen
Laut einer Online-Befragung des Mitteldeutschen Rundfunks (Meinungsbarometer MDRfragt) im Juli 2023 könnte die Lieferung aus der Luft per Drohne für eilige Medikamentenlieferungen künftig durchaus eine Option sein. Drei von vier Befragten finden diese Einsatzmöglichkeit sinnvoll. Zudem gaben 97 Prozent aller Teilnehmenden an, dass sie den Einsatz von Drohnen bei Rettungseinsätzen sinnvoll finden.
Weitere Informationen zur Umfrage: MDRfragt: Viel Sympathie für Lieferungen eiliger Medikamente per Drohne | MDR.DE